Erschienen im Wolfenbütteler Schaufenster am 6. Oktober 2019

Erfinder Matthias Roßberg startete ein außergewöhnliches Projekt

Wolfenbüttel. Er ist Unternehmer und Erfinder für unter anderem neue Solare Gartenkonzepte zum Lüften, Wärmen und Kühlen von Gebäuden sowie andere Umweltprojekte: Matthias Roßberg. Nun hat der Wolfenbütteler die weltweit dramatische Situation der Flüchtlinge in den Fokus genommen – und eine unkonventionelle Lösung in Arbeit. Das von ihm erdachte Prinzip einer Transportverpackung, die zum Leichtbau-Haus wird, könnte per Flugzeug schnell in großer Stückzahl jeden Punkt der Erde erreichen. Roßberg selbst spricht vom „Fliegenden Flüchtlingslager“ oder auch Yellow-Camp, da diese Farbe sehr auffällig ist. „Mir geht es darum, Menschen nach Naturkatastrophen und Kriegen schnellstmöglich und gezielt helfen zu können“, sagt er. Die Idee: „Aus Flugzeugen abgeworfene gelbe Boxen öffnen sich in der Luft und gelangen mit Fallschirmunterstützung sicher in die betreffende Region.“ So werden selbst Orte erreicht, in denen durch Hochwasser oder Vegetation keine Flugzeuge landen können.

Das System ist nach einem Baukasten- Prinzip aufgebaut und bietet Stau- und Nutzraum für eine achtköpfige Gruppe, außerdem für mindestens 14 Tage Wasser, Nahrungsmittel, Kleidung, Erste Hilfe sowie einen Werkzeugsatz zur Eigeninitiative. „Mein erstes Modell in Originalgröße würde nach der Landung bereits vier Betten und etwas Festes über dem Kopf (geschlossener Raum) enthalten. Weitere vier Betten befinden sich in den Kisten und können bei bedarf aufgestellt werden.“

Wichtig ist Roßberg, dass die Gelben Häuser nicht nur in internationalen Kriegsgebieten helfen können, sondern auch raschen Schutz bei Evakuierungen oder Hochwasser in der westlichen Welt bieten. „Ich stelle mir ein Netz aus Stützpunkten vor, an denen die Yellow Camps gelagert werden, und von wo sie innerhalb von vier Flugstunden jeden Ort erreichen können.“ Lagerung und Transport hat der Wolfenbütteler mit bedacht: „Die Abmessungen sind auf Transportflugzeuge der Nato abgestimmt und perfekt mit einem Gabelstapler zu verladen.“ Das System ist so konstruiert, dass seine Module leicht von zwei Personen an der Airbase auf das Einsatzszenario abgestimmt werden können – und auch der Abbau, nach Beendigung der Mission ist einfach. „Die Häuser lassen sich am Einsatzort leicht umsetzen, können nach dem Ende der Mission aufgeladen werden und sind wiederverwendbar.“ Auf den Luftwaffenstützpunkten seien die deutlich gekennzeichneten gelben Kisten schnell auf das jeweilige Einsatzszenario abzustimmen und in Hinblick auf die Mission individuell zu bestücken. „Aufgrund der Variabilität des Systems ist die humanitäre Hilfe an den verschiedenen Standorten wie Wüsteneinsatz, Hochwassereinsatz und selbst gegebenenfalls im Wasser möglich.“

Weiteres Ziel, das sich Roßberg zu Beginn seiner Erfindung gesetzt hatte: „Sie muss einfach und günstig herzustellen sein.“ Ein 1:1-Modell steht seit wenigen Tagen an seinem Standort am Neuen Weg 79a. „Nun können wir erste räumliche und praktische Erfahrungen sammeln, um auch den Bedürfnissen unterschiedlicher Kulturen gerecht zu werden.“ Noch in diesem Jahr soll die Öffentlichkeit dann weitere Informationen zu diesem interessanten Projekt erhalten.

Matthias Roßberg auf den sieben Grundelementen, die zusammengesteckt werden und den Boden eines Flüchtlingshauses bilden. Die mittleren sind gefüllt mit lebensnotwendiger Ausstattung. Die Seitenteile enthalten Teleskop-Elemente, die als Seitenwand hochgefahren werden und schon vier Betten enthalten. Fotomontage: Firma Roßberg