Gespräche am Gartenzaun: Im Interview mit Landschaftsbauer Sebastian Glatter

von Merle Janssen, erschienen in „Exklusive Wohnwelten“, Frühling 2018

Mancherorts blitzt er schon verschmitzt in einem sich seicht öffnenden Krokus oder leise klingelnden Osterglöckchen hervor: der Frühling ist da! Voller Tatendrang streift der Blick der Hobbygärtner jetzt durch den heimischen Garten, kaum erwarten können sie den Moment, in dem sie die Schaufel wieder tief in der herb-duftenden Aussaaterde versenken. Damit jetzt nichts schief geht, haben wir uns mit dem Experten Sebastian Glatter unterhalten: Der Geschäftsführer von Roßberg Garten-, Landschafts- und Umweltbau in Wolfenbüttel weiß nicht nur, welche Pflanzen in den Frühlingsgarten gehören, sondern auch, wie der Balkon zur individuellen Erholungsinsel wird.

Herr Glatter, wann beginnt die Gartensaison? Wann können die ersten Pflanzen gepflanzt werden?

Wir sind schon mitten in der Gartensaison 2018! Wir bauen, pflanzen und pflegen das ganze Jahr. Jetzt, in der Ruhephase der meisten Pflanzen, bietet sich die Möglichkeit, Sträucher und Bäume zu pflegen, ohne auf blühende Stauden oder brütende Vögel Rücksicht nehmen zu müssen.

Was kann ich jetzt konkret tun?

Umgestaltungen sind jetzt einfacher, da wir uns zurzeit nicht so oft im Garten aufhalten. Noch vor Beginn der ersten warmen Tage sollten alle Pläne verwirklicht werden, damit der Frühling und Sommer ohne Baustellen und Störungen im Garten genossen werden kann!

Welches sind denn die beliebtesten Pflanzen für einen schönen Frühlingsgarten?

Aus meiner Erfahrung gibt es einige Pflanzen, die fast in jedem Garten anzutreffen sind und seit Jahrzehnten zum typischen Gartenbild gehören. Das sind besonders Winterjasmin, Winterschneeball, Zaubernuss, Blütenskimmie und Krokusse.

Worauf muss ich bei der Pflege jetzt achten?

Räumen Sie nicht zu viel auf! Altes Laub in den Beeten schützt vor Spätfrost und ist vor allem ein natürlicher Dünger. Je früher die aktive Gartenpflege beginnt, desto vorsichtiger sollten Sie sich bewegen, schließlich versteckt sich in fast jedem naturnahen Garten ein Winterquartier für Igel oder Singvögel. Gedüngt werden sollte ausschließlich mit naturnahen Produkten.

Wann dürfen empfindliche Pflanzen aus ihrem Winterquartier wieder ins Freie?

Sobald die Frostperiode vorüber ist, sollten die Pflanzen langsam wieder ins Freie gebracht werden. Sorgen Sie aber trotzdem für eine langsame Eingewöhnung. Erst einmal sollten Pflanzen geschützt stehen und nicht direkt in die volle Sonne gestellt werden, da über die Wintermonate der Pflanzen eigene Schutz vor Sonnenbrand oft nachlässt. In der Regel können sie sich immer an den Eisheiligen zum Rausstellen der Pflanzen und Neubepflanzen der Kübel und Blumenkästen orientieren.

Welche Gartentrends zeichnen sich ab?

Naturnahe, blühende Gärten sind wieder gefragt. Und Gemüsegärten sind wieder modern – selbst in den kleinsten Ecken! Allerdings wird hierbei auch auf die Optik großer Wert gelegt. Hochbeete, Pflanzkübel und mobiles Grün stehen hier häufig im Fokus.

Welche Pflanzen und Materialien werden 2018 vermehrt in den Gärten zu sehen sein?

Der Trend geht ganz klar zu heimischen Pflanzen, nützlich für Mensch und Tier. Optisch ansprechend, pflegeleicht, nützlich. Der von vielen als pflegeleicht beschworene mit Kies und Steinen gestaltete Vorgarten ist aus natürlicher Sicht ein Graus. Diese Art der Gestaltung ist in den letzten Jahren Mode gewesen, jetzt aber stark rückläufig. Ein mit Stauden gestalteter Vorgarten ist nicht weniger pflegeintensiv. Vielmehr eröffnen sich durch Farben, Formen und individuelle Sortimente eine prachtvolle Ganzjahresanlage.

Was anfangen mit wenig Fläche?

Je kleiner die Grundstücke werden, desto wichtiger wird die Doppelnutzung von Elementen: Sichtschutzmaßnahmen, die gleichzeitig Strom für den Garten erzeugen, integrierbare Bartische und Werkzeugschränke, im Boden versenkbare Mülltonnen oder Fahrradständer sparen Platz und ermöglichen eine bisher unbekannte Vielzahl an kleinräumigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Welchen Stellenwert nimmt dabei das Thema Smart Gardening ein?

Smart Gardening wird immer relevanter – von Rasenrobotern, über automatische Bewässerungsanlagen bis hin zu Lichtkonzepten. Die Möglichkeit, einen naturnahen und pflegeleichten Garten sein Eigen zu nennen, in dem auch noch ein Rasenroboter seinen Dienst versieht, ist heute nicht nur Wunsch vieler Menschen, sondern auch einfach und effizient umzusetzen!

Was ist im Frühjahr in Bezug auf Rasenflächen zu beachten?

Ein Rasen ist immer nur so gut, wie es Standort, Boden und Pflege zulassen. Das Bild des englischen Rasen oder – noch extremer – des Golfrasens ist zwar oft Wunsch, aber meist sieht die Realität bei weitem anders aus.

Wie denn?

Meiner Meinung nach sollte ein Rasen vor allem dicht, grün und strapazierfähig sein. Ob sich nun etwas trittfestes Unkraut unter den Rasen mischt oder sich Moos im Schatten bildet, spielt keine Rolle. Eine gute naturnahe Düngung, die auf synthetische Dünger und Unkrautvernichter verzichtet, ist der beste Start.