Solarenergie vom Gartenzaun

Das Unternehmen Roßberg Garten-, Landschafts- und Umweltbau aus Wolfenbüttel hat mit dem Solarsystem DC einen Weg gefunden, Solarzellen unauffällig und optisch ansprechend in den heimischen Garten zu integrieren.

AUTOR: KLAUS SIEVERS
BILDER: FRANK BIERSTEDT

Warum Solartechnik immer nur auf dem Dach des Einfamilienhauses installieren? Im Garten gibt es viel mehr Möglichkeiten, mit der Kraft der Sonne Strom und Wärme zu produzieren. Einige hat Matthias Roßberg, der in Wolfenbüttel einen florierenden Betrieb für Garten- und Landschaftsbau betreibt, bereits realisiert und er hat sich seine Solarmodule patentieren lassen. Andere Ideen reifen noch in seinem Kopf. Roßberg ist ein Erfinder und Tüftler, er hat zudem die praktische Begabung, seine Ideen auch umsetzen zu können.

Das liegt sicher auch daran, dass er nicht nur Gartenbau gelernt, sondern auch bei der Firma Zeiss eine Ausbildung im Bereich Maschinenbau absolviert und einige Semester Maschinenbau studiert hat. Auch ein Praxissemester in Kalifornien veränderte seine Sichtweise im Hinblick auf Selbständigkeit und Umsetzung von Ideen. Und weil Garten- und Landschaftsbau viel mit Kreativität und Gestaltung zu tun hat, wirken die Solarmodule von Roßberg auch optisch ansprechend.

„Wir sind Seiteneinsteiger in der Energiebranche“, fasst Roßberg zusammen: „Wir kommen von der Gestaltung und integrieren jetzt regenerative Energien in unsere Arbeit.“ Seit sechs Jahren entwickelt Roßberg Systeme zur Nutzung der Solarenergie im Garten und hat auch schon fertige Produkte. Dabei setzt er vor allem auf Warmluftsysteme. Deren Wirkungswelse ist zwar bekannt, sie werden aber bisher im Vergleich zu Warmwasserkollektoren oder Fotovoltaikmodulen wenig genutzt. Dabei wird Kaltluft aus der Umgebung angesaugt, die dann mithilfe der Sonne im Kollektor aufgeheizt und dann als Frischluft und Wärme in Räume gepumpt wird.

Roßberg hat inzwischen mehrere Kollektoren entwickelt und bietet heute zwei verschiedene Module an, die beliebig kombiniert werden können: Sie sind jeweils 90 Zentimeter breit und 1,20 bzw. 1,80 Meter hoch. Sie können an der Hauswand befestigt werden, frei im Garten stehen oder zwischen zwei Pfosten als Teil einer Sichtschutzwand installiert werden. Roßberg nennt verschiedene Nutzungsmöglichkeiten: Mit der Warmluft können Ferienhäuser oder Wintergärten beheizt, feuchte Badezimmer oder Keller warm belüftet sowie Gewächs- oder Gartenhäuser versorgt werden . „Wir bieten solares Lüften und Heizen, ohne dass – weil wir Frischluft in den Raum pumpen – das Fernster geöffnet werden muss“, bringt Roßberg die Vorteile auf den Punkt.

Inzwischen bietet Roßberg, der die Firma seit einem Jahr zusammen mit Sebastian Glatter betreibt, auch Fotovoltaikmodule zur Stromerzeugung an. Damit kann beispielsweise die Pumpe für den Warmlufttransport angetrieben, der Gartenteich gelüftet oder ein Springbrunnen betrieben werden.

Doch Roßberg denkt schon weiter. Sein Ziel: „Ich will komplette Sichtschutzwände anbieten. die mit Solartechnik für verschiedene Nutzungen modular bestückt werden können. Sie sollen baumarktreif sein, weil ich neue Vertriebswege im Blick habe“. Interesse hat er bei Baumärkten für solche Produkte bereits registriert. Roßberg will gegebenenfalls dann eine eigene Fertigung aufbauen und sich einen Investor als Partner suchen.

Der nächste Schritt soll in diesem Jahr realisiert werden. Roßberg hat eine Wärmewand erfunden und patentieren lassen. Sie sieht aus wie eine Wand aus Stein und Glas und funktioniert wie ein Warmluftkollektor. Der Erfinder setzt noch einen drauf: Er arbeitet an einem Steuergerät, dass bei Bedarf aktuell entscheidet, welche Zusatzwärme in einem Haus genutzt werden soll, wenn die Warmluft nicht reicht. Dazu werden aktuelle Strom- und Gaspreise eingespeist und kurzfristig über die preiswerteste Nutzung entschieden.

Eine Wärmewand könnte in eine große Sichtschutzwand im Garten integriert werden, die nach Roßbergs Vorstellungen ganz unterschiedliche Möglichkeiten bieten könnte – die wiederum modular und wechselweise genutzt werden könnten. Die Wärmewand dient zur Direkterwärmung von Gebäuden oder zur Vorwärmung von Wärmepumpen. Das Spektrum der Nutzungen reicht derzeit von den reinen Solarmodulen über einen kleinen Bartisch, einen Wand-Wasserfall, eine Gradieranlage bis zu Gabionenwänden aus Steinelementen sowie einem höhenverstellbaren Sichtschutz. Denkbar seien auch eingebaut Lärmschutz- und Hochwasserelemente, kündigt Roßberg an. Ein kleiner Clou: Eine klingende Sichtschutzwand, die zum Schwingen gebracht und mit optimaler Akustik Musik vom angehängten Handy spielt.